Vergabereform 2009 erkennt Präqualifikation als Instrument des Bürokratieabbaus an.
200. Unternehmen weist Eignung mit HPQR-Zertifikat nach
21.01.2010 - Die Industrie- und Handelskammern und die Handwerkskammern in Hessen unterstützen seit über 50 Jahren mit ihrer gemeinsamen Einrichtung "Auftragsberatungsstelle Hessen e.V." (ABST Hessen) Unternehmen und Handwerk bei der Akquise von öffentlichen Aufträ-gen. Seit 2 Jahren nimmt die ABST Hessen die Aufgabe einer regionalen, mittelstandsgerechten Präqualifizierungsstelle für Unternehmen wahr. Unternehmen können dort ihre Eignung als Bieter im Vorfeld einer konkreten Ausschreibung nachweisen. Sie werden im Hessischen Präqualifikationsregister HPQR registriert und müssen fortan keine Papierberge mit Einzelnachweisen bei der öffentlichen Hand vorlegen.
Ende des Jahres wurde das 200ste Unternehmen zertifiziert. Das Zertifikat wurde für das Metallunternehmen Weinert GmbH mit Sitz in Rödermark ausgestellt. Die Geschäftsführerin der Auftragsberatungsstelle, Brigitta Trutzel, freut sich insbesondere darüber, dass die Eh-rung an ein mittelständisches Familienunternehmen geht, das in 2. Generation 2007 vom Vater Josef an den Sohn Robert Weinert übergeben wurde.
Viele kleine und mittlere Unternehmen scheuen sich, Aufträge mit der öffentlichen Hand abzuwickeln, weil das Vergabefahren den Ruf hat, komplex und intransparent zu sein. Die Bewerbung um einen öffentlichen Auftrag ist aufwendiger als bei privaten Auftraggebern; nicht einmal jede 10. Bewerbung verspricht einen Auftrag. Dies hängt nicht immer am Preis, sondern an formalen Anforderungen, die nicht erfüllt werden. Dies wiederum hat eine gewisse Vergabeverdrossenheit bei den Unternehmen ausgelöst, obwohl die öffentliche Hand jährlich 250 Milliarden Auftragsvolumen zu vergeben hat.
Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und fachliche Qualifikation sind die Schlüsselbegriffe, die die Eignung eines Unternehmens im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung ausmachen. Statt wiederholter Vorlage zahlreicher Einzelnachweise und Erklärungen beim Auftraggeber prüft die ABSt Hessen diese Nachweise einmal jährlich und stellt das HPQR-Zertifikat hierüber aus. Diese Prüfung wird Branchen übergreifend auf die auftragsunabhängigen Kriterien beschränkt. Der Auftraggeber verzichtet auf eine erneute Prüfung im Vergabeverfahren, kann aber jederzeit mit der Zertifikatsnummer bei Bedarf die Einzel-nachweise in einer webunterstützten Internetseite einsehen.
Das HPQR bedeutet Bürokratieabbau, Zeit- und Kostenersparnis auf beiden Seiten. Exper-ten gehen davon aus, dass diese Einsparpotentiale in 3-stelliger Millionenhöhe zu beziffern sind.
"Die Erfahrungen nach zwei Jahren zeigen, dass Unternehmen keine Schwierigkeiten hin-sichtlich der Akzeptanz des HPQR-Zertifikats bei Beschaffungsstellen haben. Obwohl die Beschaffer anfangs ziemlich misstrauisch waren, liegen uns keine Beschwerden dazu mehr vor, " berichtet Geschäftsführerin Trutzel. Dies bestätigt auch Weinert: "Seit 3 Monaten verwenden wir das HPQR-Zertifikat ohne Probleme. Im Schnitt beteiligen wir uns an 20 Ausschreibungen monatlich und wir können feststellen, dass alle Beschaffungsstellen, auch über die Landesgrenze hinaus, das HPQR voll anerkennen."
Hessische Bekanntmachungen lassen Präqualifikationszertifikate grundsätzlich zu. Seit Sommer 2009 nimmt der Zertifizierungswunsch deutlich zu. Gründe hierfür sind nicht nur gute Erfahrungen, sondern die Auswirkung der Vergaberechtsreform 2009, die die Präqualifikation als Mittel des Bürokratieabbaus bei allen Vergabeverfahren empfiehlt. Die Verfahrensregeln im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) und die Vergabe-ordnung der VOL/A 2010 wurden angepasst.
Die Anzahl der HPQR-zertifizierten Unternehmen hat sich 2009 trotz Wirtschaftskrise gut weiter entwickelt. 2009 wurden 142 neue Unternehmen zertifiziert, weitere 128 Neuanträge befinden sich noch im Verfahren. Insgesamt sind 360 Unternehmen im HPQR gelistet. Er-freulich ist, dass fast alle Unternehmen aus dem ersten Jahr eine Verlängerung der Zertifi-zierung vornehmen ließen. Damit ist bewiesen, dass das HPQR eindeutig das Risiko der Unternehmen, bei öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen zu werden, minimiert.
Wer sich für das HPQR interessiert, kann auf der Internetseite www.hpqr.de die Antragsun-terlagen erhalten. Die Zertifizierung für ein Jahr kostet 215 € brutto, bei Verlängerung 50 € weniger.
Auch dem 300.sten Unternehmen winkt ein zweites, diesmal kostenloses Zertifizie-rungsjahr.